Betrifft Haarausfall auch Frauen?
Haarausfall ist keine reine Männersache
Häufig wird angenommen, dass vor allem Männer unter Haarverlust leiden. Das ist jedoch nur teilweise zutreffend. Zwar kommt es beim „starken Geschlecht“ insgesamt häufiger zu übermäßigem Haarausfall. Allerdings ist auch eine große Zahl von Frauen davon betroffen. Diese empfinden einen starken Haarverlust sogar oft als besonders schwerwiegend, da bei Frauen gesundes und volles Haar häufig stärker als bei Männern mit körperlicher Attraktivität und Schönheit assoziiert wird.
Deswegen greifen Frauen im Durchschnitt auch häufiger zu Mitteln, die Aminosäuren, Vitamine und Spurenelemente enthalten. Weil die Haare dadurch zusätzliche – für das Wachstum teilweise sogar essentielle – Nährstoffe zugeführt bekommen, zeigen sich dadurch oft Verbesserungen. Das könnte auch daran liegen, dass Frauen häufiger als Männer versuchen, durch Diäten ein paar Kilos abzunehmen, wodurch nicht immer die ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen gewährleistet ist.
Die wichtigsten Gründe für Haarausfall sind teilweise vom Geschlecht des bzw. der Betroffenen abhängig. Selbst bei gleichen oder ähnlichen Ursachen existieren zudem teilweise deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede im Verlauf. Ratsam ist auch für Frauen auf jeden Fall eine möglichst frühzeitige Konsultation des Hautarztes, da Haarausfall das Symptom ernsthafter Erkrankungen sein kann.
Diffuser Haarausfall – vor allem ein Frauenproblem
Vom sogenannten diffusen Haarausfall – der auch als diffuse Alopezie oder telogenes Effluvium bekannt ist – sind Frauen insgesamt häufiger als Männer betroffen. Diese Form des Haarverlustes ist auf den ersten Blick nicht so deutlich zu erkennen, weil er sich auf keinen bestimmten Bereich des Kopfes konzentriert. Vielmehr fallen relativ gleichmäßig überall auf dem Kopf Haare aus, was eine Ausdünnung der Frisur zur Folge hat.
Die Ursachen sind ausgesprochen vielfältig und reichen von Stress, Eisenmangel und – häufig durch die Anti-Baby-Pille, die Wechseljahre oder eine Schwangerschaft ausgelöste – Hormonschwankungen bis zu ernsthaften Infektionen und Erkrankungen der Schilddrüse. Das telogene Effluvium ist zudem eine typische Nebenwirkung von mehreren Medikamenten. Eine Studie in der Schweiz hat gezeigt, dass diffuser Haarausfall gerade bei Frauen durch B-Vitamine und schwefelhaltige Aminosäuren wirksam behandelt werden kann.
Androgener Haarausfall unterscheidet sich optisch bei Männern und Frauen
Während androgener Haarausfall – der oft auch als androgenetische Alopezie, Alopecia androgenetica oder anlagebedingter Haarausfall bezeichnet wird – bei Männern der häufigste Grund für Haarverlust ist, kommt er bei Frauen seltener vor. Während die Ursache selbst nicht geschlechtsspezifisch ist – nämlich eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit bezüglich bestimmter Sexualhormone, verbunden mit einer bestimmten Mindestkonzentration dieser Androgene in der Kopfhaut – beobachtet man beim sichtbaren Verlauf oft Unterschiede. Bei Männern lichten sich nämlich in der Regel erst die Stirnseiten – wodurch es zu den berüchtigten „Geheimratsecken“ kommt – und danach der Vorder- und anschließend der Hinterkopf. Dieser Verlauf ist bei Frauen nur sehr selten zu beobachten. Hier ist eher ein – teils massiver – Haarverlust im Bereich des Scheitels typisch.
Besonders häufig ist androgenetische Alopezie bei Frauen mit entsprechender genetischer Veranlagung als Nebenwirkung von bestimmten Therapien zu beobachten, mit denen Brustkrebs bekämpft wird. Der Leiter der bereits erwähnten schweizerischen Studie rät, anhand der Ergebnisse auch bei Alopecia androgenetica unterstützend zu B-Vitaminen und bestimmten schwefelhaltigen Aminosäuren wie etwa Cystin, das durch die Oxidation von zwei Molekülen der Aminosäure Cystein entsteht, zurückzugreifen. Denn eine entsprechende Therapie führte in der Studie bei Frauen, die unter androgenem Haarausfall litten, zu einer Zunahme der Haarzahl in der Wachstumsphase.
Auch Frauen sind von kreisrundem Haarausfall betroffen
Bei kreisrundem Haarausfall (Areata celsis, Alopecia areata oder Alopecia circumscripta) gibt es keine wesentlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede. Er kommt bei Männern zwar häufiger vor als bei Frauen. Wenn man aber bedenkt, dass die Zahl der Betroffenen allein in Deutschland bei fast 1,4 Millionen liegen sollen, wird deutlich, dass auch eine große Zahl von Frauen darunter leidet. Areata celsis führt zu kreisrunden kahlen Stellen, die gerade Frauen oft als überaus störend empfinden, und wird vermutlich durch körpereigene Immunzellen verursacht. Allerdings scheinen psychische Belastungen wie Stress zumindest eine verstärkende – wenn nicht gar auslösende – Rolle zu spielen.